Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. So oder ähnlich beginnt ein Kinderlied das sich gelegentlich auch bewahrheitet.
Einige Jahre schon, eigentlich schon vor vielen Jahren, hatte ich diese Idee einer Wanderung durch Niedersachsen. Doch diese Idee verschob ich immer und immer wieder. Warum? Reine Faulheit. Die Idee fand ich immer Klasse, die Ausführung grauste mir. Laufen? Ich? Näää! Ich hasste es immer längere Wege zu Fuß zu gehen. Ich hatte immer alles was ich bedurfte entweder in unmittelbarer Nähe oder erreichte alle Ziele mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Als ich meinen Glauben anfing zu erleben kamen weitere Gründe dazu. Das Land meines Vaters zu erfahren der in NDS geboren und aufgewachsen ist. und Orte zu finden die man als Kraftorte oder Haine, heilige Haine in Frage kommen.
Viele Fragen bauten sich auf.
1. Welche Strecke soll man gehen?
2. Wieviel Kilometer schafft man, kann man schaffen, muss man schaffen an einem Tag?
3. Wie werden die Wetterbedingungen aussehen?
4. Welche Dinge muß man, welche könnte man mitnehmen, welche braucht man keinesfalls?
5. Welche organisatorischen und Logistischen Fragen müssen wie geklärt werden?
Alles wunderbare Ausreden nichts zu tun. Alles zu verschieben, ein schlechtes Gewissen gegenüber sich selbst zu vermeiden.
Doch dann kam mir die Eingebung. Organisiere das von dem du weißt das du genau das so willst und von dem du glaubst das es unbedingt zwingend ist und geh einfach los. Vertraue deinen Göttern das sie dem helfen der sich ihnen anvertraut.
Also besorgte ich mir einen Bollerwagen, eine passende Kiste, einen Startpunkt, packte zusammen was ich mitnehmen wollte und setzte den Tag meiner Reise fest. Kurz vor Beginn der Reise hatte ich noch die Idee das Gute mit dem Guten zu verbinden und fadenscheinige Ausreden doch noch abzubrechen zu verhindern. Ich wollte auf dieser Reise für die Organisation Strahlemännchen, die Krebskranken Kindern die sterben müssen durch ihre Krankheit den "letzten Wunsch" erfüllt, Geld sammeln. Ein wichtiger Aspekt meiner Reise war auch möglichst nahe, soweit möglich unter Berücksichtigung von Alter, Gesundheit und Sicherheit, die Voraussetzungen der Menschen herzustellen die eine Reise tätigten in der Zeit kurz vor der Christianisierung also wie vor etwa 1200 Jahren.
Als Spendenbüchse und kleine Werbegeschenke eingetroffen waren machte ich mich anderen Tags auf die Füße. Fuhr mit der Bahn zum Startpunkt
Lauenburg. Ein Ort in Schleswig Holstein direkt hinter der Elbe zu Niedersachsen war der Startpunkt.
Ich war gerade auf der Brücke, mitten auf der Elbe eben genau dem Übergang zu Niedersachsen als ich von zwei Radwanderern meine ersten 2,00 € für meine Spendenbüchse einsammeln konnte. Dies wertete ich als gutes Zeichen für die Richtigkeit meines Vorhabens.
Weiter ging es. Ich hatte jede Menge Vorfreude der Dinge die mich erwarteten und ich wollte es nehmen wie es kommt zum Guten oder zum Schlechten. Die Sonne stand am Himmel und es wurde wärmer.
Und natürlich, unachtsam geworden marschierte ich voll in die falsche Richtung nicht nach Echem das etwa 7 Km entfernt lag sondern nach dem 10 Km entfernten Artlenburg. Aber was solls dachte ich dann eben nach Artlenburg. Ich kam dort an hatte aber den Eindruck in eine 10 Häuser umfassende Siedlung von Neureichen zu sein. Keine Läden, kein Gasthof, nicht mal eine Kirche was ich zwar gut aber ungewöhnlich fand. Ich maschierte also wieder zurück da ich dachte hier bist du irgendwie falsch. Doch traf ich dann auf einen Bauern der mir dann sagte das dies nur eine mit Häusern flankierte Straße Artlenburgs war und ein Stück hinter der großen Kurve die, die Straße zog das eigentliche Dorf sei.
Also wieder retour. Auf dem Weg dann ins Dorf traf ich 2 Jungs die aus ihren Taschen 4 Cent kramten und damit meine Spendendose für Strahlemännchen fütterten. Dann endlich, durch das hin und her auf 12 Km gelaufenen, Weg kam ich zum Schützengasthof wie sich der örtliche Gasthof nannte und ein Zimmer nehmend konnte ich endlich duschen. Die Beine und hier besonders die Waden und Fußsohlen sendeten deutliche Zeichen der gelaufenen Strecke. Mein Kreislauf machte mir wider Erwarten überhaupt keine Probleme.
In der Kneipe des Gasthofs durfte ich meine Spendenbüchse aufstellen obwohl ich doch relativ frühzeitig, den Anstrengungen des ersten Tages zollend, zu Bett ging.
Am nächsten Morgen um acht Uhr ging ich runter zum Frühstück. Meine Sachen hatte ich vorher schon gepackt und im Bollerwagen verstaut. Zuletzt nahm ich die Spendendose die überraschend viel Inhalt versprach inklusive auch Papiergeld. Meine Stimmung war hervorragend. Anderen etwas Gutes tun, um des Tun Willens kann ein geiles Gefühl sein. Gutes tun um selber gut aus zu sehen ist öde weil es das Gewissen sagt ist auch nicht der Hit. Aber es tun um der Sache selbst willen, zu wissen jeder Cent bringt einem dieser Kinder ein Stück weiter an ein Lächeln ist ein unbeschreibliches Gefühl, Ja ist beinahe ein kleiner seelischer Orgasmus.
Frohen Mutes schritt ich weiter, obwohl bereits nach nicht mal 100 lausigen Metern ich meine Waden und Fußsohlen spürte. Zu erwähnen sei hier noch das ich ja meine Reise in den Kleidern der germanischen Zeit vor der Christianisierung machte und somit Bundschuhe trug die aus einem Stück gefertigt keine Sohle hatten. Ich also nahezu Barfuß lief. Aber ich hatte durch den frühen Spendenerfolg keine Bedenken meinen Weg weiterhin frohen Mutes fort zu setzen. Weniger als einen Kilometer weiter traf ich auf einige Dachdecker die über einen Folientacker verfügten und ich das Provisorium des Werbeschildes für Strahlemännchen vernünftig befestigen konnte.
Brietlingen war das nächste Ziel etwa 5 km entfernt ich dachte mir das schaffe ich. Weiter dann am nächsten Morgen. Man sollte seinen Eingebungen folgen.
Es war gegen 11:00 Uhr als ich Brietlingen erreichte und mich doch recht frisch fühlte. Und hier überschätzte ich mich und unterschätzte das "neue" Ziel. 10 Km weiter begann Lüneburg. Hunger hatte ich auch noch keinen und wirklich müde fühlte ich mich auch nicht wirklich. Also weiter.
Die Sonne schien immer wärmer, Tage später erfuhr ich das in der Sonne über 40° Grad waren und Sonne hatte ich zwischen 12 und 14 Uhr reichlich. Dann bis 15:30 ging es dann wieder pralle Sonne.
Als ich weitere 5 Km hinter mir hatte war ich sehr erschöpft, die Schuhe, die ja keine Sohle hatten waren auf dem Asphalt durchgelaufen ich mußte zu den Holzpantinen wechseln. Der Wagen mit den Sachen wurde schwerer und schwerer, die Füße schmerzten die Waden nicht minder. Wo immer ich anhielt und um Wasser bat wurde mir auch geholfen ob es denn ein Privathaus war oder ein Eier Verkaufsladen.
Aber natürlich weder eine Pension noch ein Hotel ja nicht mal ein Lebensmittelladen. Aber Hunger hatte ich eh nicht so viel obwohl ich seit dem frühen Morgen nichts gegessen hatte. Aber ich schleppte mich weiter und es war wirklich ein sich schleppen.
Um 17:00 Uhr nach Acht Stunden Fußmarsch mit dem Bollerwagen und wenigen kurzen Pausen kam ich endlich in Lüneburg in der Stadtmitte an. Das nächste Bistro war mir.
Es war seltsam mir war bewusst ich hatte seit den Frühstück gegen acht Uhr morgens nichts gegessen und doch nicht wirklich Hunger ich hatte viel geschwitzt und etwa 2 Liter Wasser getrunken was in Anbetracht der zurück gelegten 15 Km und der starken Sonne nicht wirklich viel war auch nicht viel Durst. Ich bestellte mir einen großen Salat und ein Alster 0,5l. Ich schaffte von beidem gerade mal die Hälfte und mir war als hätte ich einen aufgeblähten Bauch. Das ich ein anderes Problem haben könnte war mir nicht mal als Möglichkeit bewusst.
Nach etwa einer halben Stunde raffte ich mich auf eine Unterkunft zu suchen. Die Servicekräfte des Bistros verwiesen mich die Straße runter etwa 15 min wäre ein kleines Hotel. Ich marschierte los. Die Füße und Waden meldeten sich wirklich schmerzend zurück und ich wollte nur noch duschen und in die horizontale.
Keine 150 Meter weiter kreuzte irgendein Typ mit zwei Kaffeebechern in den Händen meinen Weg und ich tat so als wolle ich ihm begierig einen aus der Hand nehmen. Dieser drehte sich, kurz verwirrt, zu mir um erkannte an meiner Kleidung der Tunika dem Gürtel mit Tasche und Geldkatze den Holzschuhen das ich wohl irgendwie mich einer anderen Welt zugehörig fühlte die, ohne das ich es in diesem Moment wusste, auch seine Welt ist. Dann sah er das ich einen Runenanhänger trug und wusste das wir auch Glaubensbrüder sind. Manche mögen das Zufall nennen, ich nenne es eine Fügung der Götter. Natürlich wie es unserer Art entspricht bot er mir seine Gastfreundschaft an. Statt im Hotel in seinem Hause zu Nächtigen.
Er meinte aber auch er müsse noch etwas arbeiten und wir können uns im Asgard treffen, einer mittelalterlichen Kneipe in Lüneburg von der ich bereits gehört hatte. Ich fragte ihn wo denn diese Kneipe wäre. Und er zeigte rückwärts auf die Richtung aus der ich gekommen war. Das Asgard war direkt neben dem Bistro indem ich kurz zuvor gewesen bin. Das mag ja alles Zufall sein aber ich hatte mich auf dieser Reise dem Ratschluß der Götter anvertraut und bin überzeugt das diese mich so geführt hatten.
Der neue Bekannte kam dann etwa eine Stunde später ins Asgard und wir tauschten noch einige Erlebnisse aus wie auch unsere Glaubensgeschichte die zum Ende hin eine starke Identität hatte.
Dann fuhren wir zu seinem Heim, das ich entsprechend meines Glaubens beim Betreten segnete.
Diese Halle habe Frieden, Böses sei daraus verbannt.
Die Götter sollen schützen,
die Sippe hier und des Herdes Stand.
Er dankte für den Segen und wir tauschten noch im netten Plausch einige Geschichten und Erlebnisse aller Art wie es guter Brauch ist. dann nach dem Duschen sank ich wie tot zu Bett.
Am nächsten Morgen verließen wir gemeinsam das Haus. Er zur Arbeit. Ich hatte beschlossen einen Tag zu pausieren weil ich völlig fertig war immer noch nicht bewusst das mein Unwohlsein einen Grund hatte. Ich schleppte mich regelrecht durch Lüneburg. Das schmale Frühstück das ich mir gönnte war mehr ein runter würgen denn ein Genuß. Immer wieder wo ich mich ausruhte nickte ich ein. Während einer Stadtrundfahrt mit einer Pferdekutsche sackte ich auch Sekundenweise weg.
Als wir uns am Abend wieder im Asgard trafen sah ich völlig fertig aus und der neue Bekannte stellte wohl auch aufgrund seiner früheren Erfahrungen beim DLRG fest ich hatte einen Hitzschlag gehabt wahrscheinlich am Vortag schon zugezogen.
Was ich mir während des Tages nicht eingestehen wollte, ich hatte mich am Vortag vollkommen überschätzt. Nun mußte ich dem Rechnung tragen.
Das bedeutete entweder mindestens drei Tage wenn nicht vier Pause in Lüneburg oder Abbruch. Doch weder wollte ich meinem Gastgeber solange beanspruchen noch mehrere Tage im Hotel rumhängen. Also brach ich ab. Ich fuhr noch am selben Abend mit der Bahn nach Hannover schleppte mich die etwa 1300 Meter vom Bahnhof nach Hause wo ich restlos fertig dann ankam. Den ganzen Nächsten Tag brauchte ich um halbwegs wieder mich zu erholen und einen weiteren Tag um wieder brauchbar in die Gänge zu kommen. Den Tag heute nutze ich auch um diesen Bericht nieder zu schreiben.
Welche Ergebnisse brachte nun diese Erfahrung die am Mittwoch um 13:00 Uhr in Lauenburg begann und am Freitag Abend schon um ca. 22:00 Uhr in Hannover wieder endeten?
Hatte ich versagt? Hatte ich mich der Lächerlichkeit Preis gegeben? Welche Erfahrungen hatte ich gemacht?
Versagt hatte ich nicht! Lächerlich schon gar nicht! Ja, ich hatte mich körperlich etwas überschätzt. Ich hätte auch nach nur 5 Km in Brietlingen pausieren sollen für den Tag, dann hätte ich zum ersten wohl den Hitzschlag vermieden und den Tag darauf die restlichen 10 Km nach Lüneburg leichter geschafft. Und wäre wohl noch immer auf der Reise.
Das einzige was mir dabei wirklich sauer aufstößt ist die Sammelaktion die ja innerhalb der Reise nicht mehr fortsetzen kann. Doch in Kürze beginnt das Maschseefest ein über mehrere Tage laufendes Stadtsee-Fest mit Fress- und Saufbuden und viel Musik da wird auch für meine Sammelaktion noch was abfallen. Diese Gelegenheit wird ich wahrnehmen. Denn die Kinder sollen nicht ausbaden das ich eine Fehleinschätzung meiner Möglichkeiten erlag.
Die sonstigen Erfahrungen? Die Erlebnisse die ich auf meinen Glauben werte haben mir die feste Überzeugung gegeben das meine Reise wahrhaft eine Pilgerreise, eine Wallfahrt war. Auch wenn ich weder heilige Haine fand noch sonst irgendwelche "Gotteserfahrungen" genoss. So sind die Erlebnisse der Gastfreundschaft das "zufällige" Treffen eines Glaubensbruders für mich spirituelle Erlebnisse die den Begriff Pilgerreise durchaus rechtfertigen.
Insgesamt steht für mich nun fest. Es waren für mehrere Lebenslagen eine wichtige eine spirituelle eine freudige und auch spannende Erfahrungen. Den Göttern sei Dank.
Ich werde das so, wie ich zuvor hoffte nicht wiederholen. Aber ich werde die gemachten Erfahrungen nutzen um etwas für mich vergleichbares zu erleben.
Wieviel ich auch noch im Anschluss für Strahlemännchen sammle es wird immer ein geiles Gefühl sein so etwas durch zu ziehen.
Ich bereue nichts der letzten Tage, und danke den Göttern und den Leuten die mir begegneten für das was ich erleben durfte.