Emotion
Da
steht recht viel und auch fein säuberlich charakterisiert, differenziert und
aufgelistet wie, wo, was Emotionen sind oder eben nicht und wie sie sich zu dem
Begriff Gefühle verhalten.
Nun, das
mag ja alles so richtig und wissenschaftlich fundiert sein. Ist mir aber mehr
oder weniger Wurscht.
Emotionen
umfasst für mich das ganze Paket von Erleben, erfahren, Empfinden, Verstehen
Anwenden und auch Ausleben.
‘‘Unserer“
Generation (1955 – 1965 geborene) wurden Emotionen fast ab-erzogen. Die Logik
und die Beherrschung seines Selbst waren der Weisheit letzter Schluss. Je mehr
man sich und seine Emotionen unter Kontrolle hatte, je mehr galt man als
fortschrittlich in seiner Entwicklung.
Meines
Erachtens wirkte sich das auch in der Kunst aus. Symbolismus, “Künstler“ wie Beuys, Dali und ähnliche beherrschten und
bestimmten was denn echte Kunst wäre. Die Lebensbereiche der Menschen wurden
funktionell ob im beruflichen oder im privaten. Wut, Liebe, Gefühle zeigen war
verpönt. Die Woodstock-Generation der 1940 -1950 Generation kannten und lebten
noch Emotionen. Bei uns war das schon anders.
Alles
Wissenschaftliche, alles Logische, Funktionelle, wurde zum heiligen Gral, zum
Sinnbild der Zivilisation. Schneller – Höher – Weiter. Wettbewerb war das
Zauberwort und nicht nur in der Wirtschaft oder im Sport. Emotionen störten da
nur.
Wer
sich zu den Intellektuellen zählte, oder zählen wollte, der war frei von
Emotionen.
Man
erinnere sich an Mr. Spok den Mensch/Vulkanier der seine Logik erfolgreich
gegen seine unergründlichen Tiefen der Emotionen setzte. Beispielgebend für die
Zeit damals. Bis in die Sexualität reichte die verstandesmäßige Behandlung.
Alles wurde analysiert, theoretisiert und mechanisiert. Sogar die Wälder wurden
gefegt. Alles ging den Weg der Konformität.
Genauso
wuchs ich gesellschaftlich auf. Und eben nicht nur ich sondern eine ganze
Generation.
Aber
ich hatte auch ein Elternhaus, zu meinem Glück ein sehr Gutes. Ohne emotionelle
Verneinung. Gefühle wurden zumindest zu einem großen Teil gelebt. Es gab
Streitereien auch schon mal lautstark. Es gab auch mal den Arschvoll (Nein, ich
wurde nicht misshandelt). Zärtlichkeit war kein Tabu (Nein, mein Vater hat mich
nicht angefasst) Emotionen fanden ihren Raum und wurden gelebt in unserer
Familie.
Und
doch, ich lernte Emotionen zu kontrollieren ja sogar bewusst und kontrolliert
ein zu setzen. Selbst wenn ich Gewalt anwenden musste / wollte, selbst dann war
es überlegt. Aufwand, Nutzen, und Folgen gegeneinander abgewogen. Dasselbe
Schema galt auch für Sex. Es galt für einfach Alles. Nicht Erleben, Erfahren,
war der Zweck sondern der “technische“ Nutzen.
Was
für arme Menschlein wir doch wurden.
Ich rühmte
mich sogar meine Emotionen kontrollieren zu können, Nichts konnte mich verletzen.
Alles wurde auf Aufwand und seinen Nutzen reduziert. Auch das Zwischenmenschliche
in jedweder Form unterlag diesem Denken. Das Individuelle, die Entwicklung der
Individualität nach Logik und Nutzen war das Ziel. Wir merkten gar nicht dass
wir zu Robotern unserer Selbst wurden.
In
dieser Zeit wurden Filme wie Fahrenheit 451und Orwell 1984 (zwar als Buch schon
ende 1948 geschrieben) ausgestrahlt 1966 und 1984 in dessen Zeitraum wir
aufwuchsen und sich auch kritisch mit den Thema wenn auch vielleicht sekundär
auseinandersetzen
Roboter ist eigentlich der falsche Begriff.
Denn wir konnten unsere Emotionen ja nicht gänzlich ausschalten, wir suchten
sie zu kontrollieren zu portionieren zu beschneiden in ihrer Fülle.
Was
wurde daraus?
Mit
der Zeit wurde daraus ein neues Ziel: Die gelebte Individualität des Einzelnen
ohne Rücksicht auf alles andere.
Täter
wurden zu Opfern, Schuld war die Gesellschaft, manchmal auch Vater, Mutter oder
Umstände. Nur eben man selber nicht. Wie vertrug sich das nun mit der gelebten
Emotionsbeherrschung?
Überhaupt
nicht! – Es entstand ein Vakuum! – Individuelles Ausleben – Selbstbeherrschung!
Die
Folge waren massenhafte gestörte Persönlichkeiten und die Psychofritzen haben
seit dem Hochkonjunktur.
Im
Jahr 2005 +/- ein Jahr, erlitt ich einen Hinterwandinfarkt der zwar für sich
genommen nicht lebensbedrohlich war aber doch weitreichende Folgen nach sich
zog.
Eine
der wesentlichsten Veränderungen die mich sozusagen eiskalt erwischten war das
ich einfach nicht mehr in der Lage war meine Gefühle zu kontrollieren. Alle
Arten von Emotionen suchten sich Bahn brechend ihren Weg.
Alle
möglichen und unmöglichen Dinge berührten mich und verursachten Reaktionen. Die
heftigsten waren Trauer, Wut, Hilflosigkeit. Aber auch Filme mit emotioneller
Grundlagen (Gost - Nachricht von Sam) hatte seine Wirkungen. Anfangs knallten
mich diese Emotionen regelrecht vom Hocker. Ich entging ihnen nicht. Ich
kämpfte dagegen an und verlor immer.
Dann
lernte ich diese Emotionen zu akzeptieren, Gefühle zu zulassen, Ja sie bewusst
zu leben. Alle Gefühle und emotionellen Erfahrungen bewusst zu leben und zu
integrieren. Von Stund‘ an ging es mir besser. Ich begann mein Leben wirklich
zu leben und nicht meine Kraft darauf zu verwenden alles zu ordnen und zu
beherrschen.
Mein
Erleben erfuhr ungeahnte Ausmaße bis hin zu spirituellen Erfahrungen. Im
Einzelnen will ich das hier nicht propagieren. Nur so viel sei angemerkt. Es
ist etwas Wunderbares seine Emotionen zu leben.
Sich
in seinen Emotionen ständig zu kontrollieren oder diese zu beschneiden macht
dich krank, Die Psyche leidet. Selbst der Körper kann davon betroffen sein. Wer
an ganzheitliche Medizin glaubt, der weiß auch zwangsläufig das die Unterdrückung
von Emotionen dem Menschen letztendlich Schaden zufügt und das nicht
unerheblich.
Individualität
die ach so hoch gepriesen wird, in Verbindung mit Toleranz gegenüber Allem und
Jedem ist ohne Emotionen. Ein totes Leben, ein vegetieren.
Individualität
- darunter verstehe ich, sich selbst zu erfahren, sich selbst zu leben mit
seinen Emotionen. Wenn ich meine Emotionen zulasse dann kann ich sie
kanalisieren. Und was ich kanalisieren kann, das kann ich nutzen.
Übrigens,
ein künstliches Gutmenschentum und mit entsprechender intellektueller
Anspruchsselbsttäuschung und emotionsbeschränkter Einstellung ist niemals
erstrebenswert.
Seine
Emotionen bewusst zu leben, ist Teil von Selbsterkenntnis und sich selbst
erfahren und bietet Möglichkeiten und eben Erfahrungen die sich nüchtern
betrachtet, niemand vorstellen kann der es nicht selber erlebte.
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